Immer an seiner Seite und doch so unerreichbar wie ein ferner Planet – das ist seine beste Freundin Roxy für Graham. Seit Monaten sucht er einen Weg, ihr seine grenzenlose, epische, unsterbliche Liebe zu gestehen. Bei ihrem gemeinsamen Wochenende auf der New Yorker Comic-Convention will er seine Chance endlich nutzen. Leider kommen ihm immer wieder ein gut aussehender Engländer, seine Schüchternheit und die geheimen Liebesgesetze des Universums in die Quere …
Schon die ersten Seiten haben mich zum Schmunzeln gebracht, denn überall finden sich Referenzen zu anderen Geschichten – Metafiction vom Feinsten 😉 Ob es nun Harry Potter, Herr der Ringe, Star Wars, Game of Thrones, Comics oder sonst etwas ist, so ziemlich jeder der sich selbst wenigstens ein bisschen als Nerd bezeichnet wird hier auf alte Bekannte treffen. Dadurch fühlt man sich wie zu Hause, selbst wenn man, wie ich, gerade in einem anderen Land ist.
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Die Liebesgeschichte war mit mir (ohne Umschlag) in Venedig |
Auch die Handlung ist aufregend, spannend und fesselnd. Es ist die Sorte Buch, die man einfach nicht weglegen kann – auch wenn einem die italienischen Serpentinen auf dem Weg nach Venedig eine Gesichtsfarbe verpassen, die dem Hulk alle Ehre macht. Graham ist nämlich in seine beste Freundin Roxy verliebt und will es ihr auch sagen, aber irgendwie geht alles schief. Dabei rutscht die Geschichte keinesfalls ins Klischeehafte ab, wie man vielleicht befürchten könnte. Alles ist auf einer realistischen Ebene, sodass man einfach nur mit dem Protagonisten mitfühlen kann. Manchmal war das wie einen tollpatschigen Welpen zu beobachten, denn obwohl er sein bestes gibt weiß man doch, dass er hinfallen wird wenn er so weiter macht. Graham hat sich nämlich den perfekten Plan überlegt: bei einer besonderen Konferenz des Comic-Autors, den die beiden fast schon vergöttern, würde er Roxy endlich von seinen Gefühlen erzählen, und zusammen mit dem perfekten Wochenende auf der New Yorker Comic Con kann das ganze doch nur gut ausgehen. Doch wie wir alle muss Graham auf die harte Tour lernen, dass solche Pläne mit der Liebe leider nicht funktionieren. Und gerade das war so schön mitzuerleben: wie er zuerst verzweifelt versucht die Kontrolle zu behalten, irgendwann aber aufgeben muss, unbewusst akzeptiert dass man manche Dinge einfach nicht planen kann, und er stattdessen einfach er selbst ist.
In diesen Momenten fühlte sich Graham wie eine Nebenfigur und sagt, dass aus Perspektiven wie seiner niemals Geschichten geschrieben werden. Wir wissen natürlich dass genau das Gegenteil der Fall ist, aber auch ich habe oft über dieses Thema nachgedacht. Am Ende haben wir doch alle etwas zu erzählen, und genau so fühlen sich die “Nebenfiguren” in diesem Buch an. Alle sind mit Liebe gezeichnete Hauptfiguren in ihren eigenen Geschichten, die wir nur noch nicht kennen gelernt haben. Ob es die hochintelligenten besten Freunde, alles nachmachende Geschwister oder nerdige Eltern sind, ich würde Spin-Offs über jeden von ihnen lesen. Selbst der bei Graham natürlich unbeliebte Engländer hätte sicher einiges zu erzählen!
Begeistern konnten mich außerdem noch die vielen Kleinigkeiten, die man überall entdecken kann. Dazu gehören die bereits erwähnten Referenzen zum Nerd-tum, die sich durch die gesamte Geschichte ziehen. Zum Beispiel wie Graham und Roxy als Kinder Freunde werden. Oder die Leidenschaft des “Ur-Nerds”; der witzigste verbale Schlag gegen Comic Sans MS oder jemand, der Sindarin und Quenya beherrscht. Schön ist auch, dass Bereiche wie ‘Boyband Fanfiction’ anerkannt und nicht belächelt werden. Aber auch wichtige Aspekte aus Diversität, Feminismus und Erwartungshaltungen wurden perfekt mit eingebaut, sodass ich hier unzählige tolle Zitate und Textstellen zeigen könnte.
Nicht zuletzt muss man die wunderschöne Gestaltung erwähnen. Die Motive des niedlichen Covers sind überall im Buch wieder zu finden, und selbst ohne Schutzumschlag sieht es wortwörtlich herzallerliebst aus. Außerdem denke ich als Anglistin natürlich oft über die Sprache nach, und auch auf diesem Gebiet stimmt alles. An manchen Stellen war ich wirklich begeistert, wie die Übersetzerinnen verschiedene Situationen so akkurat ins Deutsche verwandelt haben, ohne dass ich das Original überhaupt gelesen hatte! Und zum Abschluss sage ich nur, dass das Ende einfach perfekt war – doch ihr müsst selbst herausfinden, wieso 🙂
Hallo Sandy, das klingt nach einen tollen Buchtipp. Vielleicht ein Buch fürs Bookosa Buchduell? Würde mich freuen, wenn du dabei wärst.
Liebe Grüße und schönes Wochenende
Michael
Ich schau gleich mal vorbei, Danke! Liebe Grüße 🙂